Bild entfernt.Ein neu gegründetes Aktionsbündnis will auf die Gefahren von Pseudomedizin für Patienten aufmerksam machen.
 
 
Homöopathie-Kritiker haben ein „Netzwerk Homöopathie“ ins Leben gerufen. Unter diesem vorläufigen Namen bündeln Mediziner, Apotheker, Wissenschaftler aller Disziplinen, Journalisten, Blogger und andere Interessierte ihre Aktivitäten gegen Pseudomedizin. Gemeinsam sollen Aktionen entwickelt und Informationen für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Das Ziel ist, die therapeutische Unwirksamkeit homöopathischer Präparate ins allgemeine Bewusstsein zu bringen.
 
„Irrtümer und Täuschungen“
 
Die Leitung des Netzwerks hat die ehemalige Homöopathin Dr. Natalie Grams übernommen. Initiiert wurde das Gründungstreffen in Freiburg von dem Ingenieur Dr. Norbert Aust. Beide sind als Homöopathie-kritische Buchautoren („Homöopathie neu gedacht“ und „In Sachen Homöopathie – Eine Beweisaufnahme“) hervorgetreten. Unter den mehr als 30 Teilnehmern war auch der Verfasser der „Marburger Erklärung zur Homöopathie“ von 1992, Prof. Rudolf Happle. In dem Dokument hatte Happle als Direktor der Marburger Universitäts-Hautklinik darauf hingewiesen, dass das Fundament der Homöopathie aus Irrtümern und Täuschungen besteht.
 
Fallsammlung mit negativen Erfahrungen
 
Weitere Mitglieder des Netzwerks sind der Medizinjournalist Dr. Christian Weymayr („Die Homöopathie-Lüge“), der Vorsitzende des GWUP-Wissenschaftsrats Prof. Wolfgang Hell, der Apotheker Dr. Edmund Berndt von der österreichischen Initiative für wissenschaftliche Medizin und der Verbraucherschützer Guido Bockamp vom Deutschen Konsumentenbund. Eine Liste mit kompetenten Ansprechpartnern zu allen Fragen und Aspekten der homöopathischen Patientenverdummung wird das Netzwerk in Kürze veröffentlichen. Außerdem sind verschiedene Online-Projekte geplant, darunter eine Info-Plattform mit den Kontra-Argumenten der Homöopathie-Kritiker sowie eine Sammlung von Fällen, bei denen homöopathische Behandlungen nachweislich geschadet haben. Das Netzwerk Homöopathie setzt damit einen Kontrapunkt zu den anekdotischen „Erfolgs“-Berichten der Homöopathen. Auch die vielen inneren Widersprüche der 200 Jahre alten dogmatischen Heilslehre sollen offengelegt werden. Um herauszustellen, dass Homöopathie keine Alternative ist, will das Netzwerk künftig den Begriff Pseudomedizin statt „Alternativmedizin“ etablieren.
 
Hundekot statt „excrementum canis“
 
Auch auf Politik, Hochschulen und Gesundheitssystem wollen die Netzwerk-Mitglieder mit ihren Aktivitäten einwirken. Wissenschaftliche Fachverbände sollen dafür gewonnen werden, sich zu den abstrusen Grundlagen der Homöopathie eindeutig zu positionieren und Falschbehauptungen – etwa was die Studienlage, den Wirkmechanismus oder Erklärungsmodellen angeht – richtigzustellen.
 
Als Fernziele sehen die Netzwerk-Aktivisten die Aufhebung des sogenannten Binnenkonsenses für die „Besonderen Therapierichtungen“ und die Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische Mittel. Denn diese rechtliche Sonderstellung gaukelt dem Patienten eine Gleichstellung von Homöopathie und wissenschaftsbasierter Medizin vor. Ein erster Schritt dahin wäre, dass die Inhaltsstoffe homöopathischer Produkte auch auf Deutsch auf der Verpackung angegeben werden müssen. „Excrementum canis und urinum equinum sagt ja niemandem etwas – das ist bei Hundescheiße und Pferdepisse schon anders“, erklärte Aust in Freiburg vor der Presse.

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