Manfred Ach
Wie Hitler wurde, was er war - Der aktuelle Befund
München 2016, 728 S., EUR 18,90
„Was? Wie bitte? Wieso noch ein Hitler-Buch? Über Hitler weiß man doch alles“, meinen überhebliche Besserwisser. Nein, „man“ weiß über ihn immer noch zu wenig. Pauschalisierungen spielen einer Erkenntnisverweigerung in die Hände. Man will Hitler nur als Marionette sehen. Man hat ihn schon damals unterschätzt und diese (seine!) Rechnung geht auch heute noch auf.
„Jetzt verstehe ich Hitler!“ So äußerten sich viele Leser nach der Lektüre des Buches „WIE HITLER WURDE, WAS ER WAR“. Vor allem jene, die bisher den Erklärungen gefolgt waren, die Hitler entweder bagatellisieren oder mit Hilfe von phantasievollen Verschwörungstheorien aufwerten wollten.
Das „Zeitfenster“, das dieses Buch in Zusammenhang mit Hitlers Leben untersucht, schließt mit dem November 1923. Man darf davon ausgehen, dass ab diesem Zeitpunkt eine beinahe lückenlose historische Dokumentation vorliegt, denn die innere Entwicklung von Hitler gilt mit dem Jahr 1923 als abgeschlossen. Auf dem Weg dorthin gab es aber und gibt es noch vieles zu entdecken. Untersucht werden deshalb die in diesem Zeitraum wesentlichen Wendepunkte und entscheidenden Schubkräfte. Was ist Wahrheit, was Legende, was Fehlinterpretation?
Die Forschungsergebnisseder letzten Jahre erforderten eine Revision von Hitlers Herkunfts- und Formationsgeschichte, in die sich viele Fehler eingeschlichen hatten, die noch heute in namhaften Biografien kolportiert werden. Auch sind dort Geschehnisse von größter Tragweite oft nicht als solche erkannt bzw. kaum wahrgenommen worden.
Dieses Buch versucht, hartnäckigen Legenden und Fehldeutungen keine Chance zu geben und nimmt, wo es nötig ist, Stellung zu abenteuerlichen Spekulationen. Es möchte den aktuellen Forschungsstand zu Adolf Hitlers Entwicklung bis zum Jahr 1923 zusammenfassen, die Interpretationen dieser Formationsjahre kritisch diskutieren und eine Synopse anbieten, die Lücken schließt und einen neuen Blick auf Hitler ermöglicht. Das Ergebnis ist allerdings alles andere als beruhigend.
Gebührenden Raum nimmt in dieser Untersuchung auch die Darstellung des völkisch-religiösen und rassenideologischen Umfelds ein, das Adolf H. für seine Zwecke je nach Bedarf zu instrumentalisieren wusste. Gerade dieser Aspekt dürfte Leser von heute sensibilisieren. Das Thema ist keineswegs „zu den Akten zu legen“. Ein Vorwort von Udo Schuster macht dies deutlich.
Das Konzept des Buches folgt der Überlegung, dass der Stil wissenschaftlicher Arbeiten oft mühselig, langwierig und weitgehend anachronistisch ist. Alle Fakten dieses Buches sind zwar überprüfbar und berücksichtigen die neuesten historischen Forschungsergebnisse, aber die dazwischen eingeschobenen persönlich gehaltenen Anekdoten und Dialogpartien wollen die quasiobjektive Ebene der Wissenschaft bewusst verlassen. Sie sind als deren Vertiefung, nicht als literarische Überhöhung gedacht.
Die 2010 erschienene Erstauflage (unter dem Titel „Das Nekrodil“) wurde verbessert und bedeutend erweitert. Die bis 2016 veröffentlichten neueren historischen Darstellungen (z. B. von Bermbach, Eberle, Fleischmann, Longerich, Plöckinger, Pyta, Ullrich und Weber) sowie die „Kritische Edition“ von „Mein Kampf“ wurden entsprechend berücksichtigt.
erschienen im Verlag A.R.W., Postfach 500107, 80971 München / arw.manfred_ach@gmx.de